Joseph von Eichendorff (1788-1857) war durch Vermittlung seiner Freunde Otto Heinrich von Loeben und Philipp Veit schon fruh mit Friedrich de la Motte Fouque (1777-1843) in Beruhrung gekommen. Fouque, der damals einer der beliebtesten und bekanntesten deutschen Schriftsteller war, hatte den jungen Dichter Eichendorff sehr gefordert, indem er zunachst seinen ersten Roman "Ahnung und Gegenwart" zum Druck beforderte und selbst ein Vorwort verfasste. Eichendorff wurde 1815 auf Empfehlung Gneisenaus, mit dem ihn Fouque bekannt gemacht hatte, als Expendient beim Kriegsministerium in Berlin angestellt. Er wurde von Fouque zu Beitragen in seinem "Frauentaschenbuch" (1816-1819: eine Reihe von Gedichten, die Novelle "Marmorbild") eingeladen. Die literarhistorischen Schriften Eichendorffs, die in den 1840er Jahren geschrieben wurden, verraten aber seine kritische Einstellung zum Dichter Fouque. Er beschreibt Fouques Dichtung: "So wurden uberhaupt fast alle seine Romane zu ritterlichen Komplimentierbuchern, gleich den alten Pergamentdrucken, an den Randern mit katholischen Miniatur-Arabesken wunderlich verziert. Liebe, Frommigkeit, Patriotismus, alles ist bei Fouque halb wahr, halb gemacht." Er sah Fouques Ritterromane und -dramen als Trivialliteratur und nannte ihn "Don Quixote der Romantik", der seine mittelalterlichen Illusionen fur bare Wirklichkeit hielt. Eichendorff hatte schon in den 1820er Jahren in seinen Literatursatiren "Krieg den Philistern" und "Meierbeth's Gluck und Ende" Fouque scharf angegriffen. Dort hatte er die modische Assimilation der historischen Stoffe und die kunstliche Verfeinerung und Christianisierung der Helden in der Dichtung Fouques moniert. Noch fruher hatte er auch in einem seiner Sonette "An Fouque", das erst um 1817 entstanden sein konnte, Fouque kritisiert. Fur Eichendorff konnte Fouques Dichtung der Anlass dazu gewesen sein, dass er bereits vor 1820 seine eigene Aufgabe als Dichter, Zeuge der Wahrheit zu sein, deutlicher erkannte.
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